"Damit die Erinnerung nicht verblasst"

Ich habe lange überlegt, ob ich es schaffe, Eltern zu begegnen die gerade ihr Neugeborenes verloren haben. Ich kenne die Ängste und Sorgen die man sich während der Schwangerschaft und Geburt macht. Mit der Geburt meiner zweiten Tochter habe ich mich nun dazu entschlossen, das Projekt DEIN-STERNENKIND.EU als ehrenamtliche Fotografin zu unterstützen. Es liegt mir sehr am Herzen, Eltern, die nicht so ein Glück hatten wie ich, deren Kind nicht leben wird, Fotos ihres kleinen Wunders als Erinnerung zu schenken.


Erfahrunsbericht meines ersten Einsatzes:

Es war ein schöner sonniger Oktobertag als mich ein Anruf einer Hebamme kurz zum Setzen und tief Durchatmen zwang. Eine Totgeburt soll am darauffolgenden Tag stattfinden, ob ich Zeit hätte, die Eltern wünschen sich so sehr schöne Erinnerungsfotos. Puh. Ja, ich bin bei Dein-Sternenkind.eu ehrenamtlich als Fotograf angemeldet. Wenn aber dann der erste Einsatz kommt, ist doch alles so neu, alles so plötzlich. So ungeplant. Voller Ungewissheit. Wie wird das Kind aussehen, sich anfühlen, wie werden die Eltern sein, die Umgebung, die Stimmung? Von einem Moment auf den anderen ist der Tagesplan verworfen, alles so unwichtig, Die Nacht schlief ich schlecht ein. Am nächsten Tag saß ich wie auf Kohlen, wartete auf den Anruf aus dem Kreißsaal. Ich hatte schon zu einigen anderen Kollegen Kontakt aufgenommen, nur zur Sicherheit, falls ich den Einsatz durch meine eigenen Kinder doch nicht wahrnehmen konnte. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an diese – jeder war sofort bereit spontan einzuspringen und zu helfen. Ein tolles Netzwerk!

Am späten Nachmittag kam dann der Anruf. Ich packte meine Sachen und fuhr voller Aufregung mit kalten Händen und tausend Gedanken zum Krankenhaus. Als ich das Zimmer betrat flog jegliche Anspannung von mir ab, die Eltern saßen an einem Tisch, die kleine Maus lag in einem kleinen Körbchen, auf dem Nachttisch stand die Taufkerze. Der Raum war irgendwie mit Liebe gefüllt, alles war friedlich und die Zeit stand still. Ich bettete die Kleine harmonisch in den Korb, fotografierte die kleinen Finger, die Füßchen. Es wär, als schliefe sie bloß, aber die Füße, die Hände waren eiskalt und auch aus dem Gesicht war jegliches Leben verschwunden. Ich legte sie mir dann nochmal pur in eine Decke, gebettet mit den Händen der Eltern, die so wahnsinnig liebevoll und zärtlich mit ihrer Tochter umgingen. Dies war so ein trauriger, endgültiger Moment. Wir zogen ihr wieder die kleinen Söckchen über die Füße und ich verabschiedet mich.
Man kann sich nicht vorstellen, was diese Eltern durchmachten. Wenn das Kind vollkommen gesund und so kurz vor dem Ziel plötzlich nicht mehr leben möchte, das Licht der Welt nie erblicken wird. Umso wichtiger ist es, diese kurze gemeinsame Zeit festzuhalten. Erinnerungen verblassen mit der Zeit und ehe man sich versieht ist man sich nicht mehr sicher, waren die Haare dunkel, gelockt, lang, kurz, hatte sie Papas Nase oder Mamas Finger? Alles wird wichtig, wenn es das einzige ist, woran man sich festhalten kann. Wenn nichts anderes bleibt.

Fotos helfen. Und wenn man sie sich nicht gleich ansehen kann. Irgendwann kommt die Zeit, wo man sich wünscht, man hätte doch damals mehr und schöne Fotos gemacht.

http://www.dein-sternenkind.eu/ ist wichtig. Und all die Mitglieder sind ganz wunderbare Menschen. Macht weiter so!


"Wenn Du bei Nacht den Himmel anschaust, wird es Dir sein, als lachten alle Sterne, weil ich auf einem von ihnen wohne,
weil ich auf einem von ihnen lache. Du allein wirst Sterne haben, die lachen können." ( Antoine de Saint-Exupéry)